Für Senioren überarbeitet: Neue Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission

RA Thorsten Siefarth - LogoDie Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hat ihre neuen Empfehlungen im Epidemiologischen Bulletin 34/2016 veröffentlicht. Im Mittel­punkt steht die Überarbeitung der Empfehlungen zur Pneumo­kokken-Schutz­impfung für Senioren und andere gefährdete Risiko­gruppen. Außerdem gibt die STIKO erstmals Hinweise zur Ver­ringe­rung von Schmerz- und Stress­reak­tionen beim Impfen.



Lungenentzündung: Menschen ab 60 Jahren besonders gefährdet

Pneumokokken stellen in Europa die Haupt­ursache von bakteriellen Lungen­ent­zün­dungen dar. Die STIKO schätzt, dass jedes Jahr mehr als 5.000 Menschen in Deutsch­land an den Folgen einer Pneumo­kokken-Erkrankung sterben. Besonders gefährdet sind Kinder unter 2 Jahren, Menschen ab 60 Jahren sowie Kinder, Jugend­liche und Erwach­sene mit bestimmten Grund­krank­heiten, z.B. Personen mit einer Immun­schwäche oder mit chroni­schen Krank­heiten des Herzens oder der Lunge.

Zweiter Impfstoff nur in besonderen Fällen sinnvoll

Neben dem bereits seit 1983 zugelassenen 23-valenten Pneumo­kokken-Poly­saccha­rid­impf­stoff (PPSV23) steht seit einigen Jahren mit dem 13-va­len­ten Pneumo­kokken-Konjugat­impf­stoff (PCV13) ein zweiter Impf­stoff für die Impfung von Er­wach­senen zur Ver­fü­gung. Dies hat die STIKO veranlasst, ihre Emp­feh­lungen zur Pneumo­kokken-Impfung für Erwachsene zu über­arbeiten.

Nach gründ­licher Analyse aller ver­füg­baren Studien empfiehlt die STIKO auch weiter­hin für alle Personen ab dem Alter von 60 Jahren eine alleinige Imp­fung mit PPSV23. PPSV23 hat gegen­über PCV13 den Vor­teil, gegen ein deut­lich breiteres Spektrum (nämlich 23 statt 13) der insgesamt über 90 Pneumo­kokken-Sero­typen zu schützen. Nur für Personen mit einer Immun­schwäche und einige wenige weitere Risiko­gruppen ist eine zusätz­liche Impfung mit PCV13 sinn­voll. Für Kinder unter 2 Jahren gilt weiter­hin die Empfehlung der routine­mäßigen Impfung mit Konjugat­impfstoff, weil sie nach Impfung mit PPSV23 keine aus­reichende Immun­ant­wort ent­wickeln.

Bislang nur 31 Prozent der Senioren geimpft

Eine bessere Umsetzung der Impf-Emp­feh­lungen ist dringend wünschens­wert: bis­lang sind nur 31 Prozent der Senioren (im Alter von 65 bis 79 J.) gegen Pneumo­kokken geimpft. Das zeigen Daten der Deutschen Erwachsenen­gesund­heits­studie DEGS des Robert Koch-Instituts. Die Pneumo­kokken-Impfung kann beim gleichen Impf­termin durch­ge­führt werden wie die Grippe­schutz­impfung, die eben­falls für Ältere und für chronisch Kranke aller Alters­stufen empfohlen ist.

Weniger Schmerz und Stress

Schmerzen und Stressreaktionen können bei jeder Impfung und in jedem Alter auftreten. Die Sorge davor kann die Ein­stellung gegenüber dem Arzt­besuch, dem Impfen und die Akzeptanz von Impfungen ein Leben lang be­ein­träch­tigen. Die STIKO gibt erst­mals generelle Hin­weise zur Verringerung von Schmerz- und Stress­reak­ionen beim Impfen. Zu den Empfehlungen gehören Hin­weise auf bestimmte Injektions­techniken, schmerz­stillende Medikamente und alters­abhängige Ablenkungs­methoden.

Eine ausführliche Darstellung aller Neuerungen und die wissenschaftlichen Begründungen werden in den Ausgaben 35 bis 37 des Epidemiologischen Bulletins veröffentlicht.

Mehr Infos auf der RKI-Internetseite zum Impfen

Quelle: Pressemitteilung des Robert-Koch-Instituts vom 29.8.2016

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